Ein Interview mit Wolfgang Katzer, Ideenmanager bei HOCHTIEF Aktiengesellschaft) über das Ideenmanagement – „Erfahrungen und Ausblicke“
Herr Katzer, wann sind Sie das erste Mal mit dem Thema „Ideenmanagement“ in Berührung gekommen?
Katzer: Das war 2007. Ich arbeitete bereits zu dieser Zeit im HOCHTIEF-Innovationsmanagement und wir suchten nach Möglichkeiten, wie wir bei unseren Mitarbeitern Ideen für Prozess- und Produktinnovationen abholen können. Gleichzeitig plante unsere Personalabteilung, das etwas in die Jahre gekommene Betriebliche Vorschlagswesen neu aufzustellen.
Wir haben uns zusammen getan und ein neues Ideenmanagement für HOCHTIEF entwickelt und im Unternehmen eingeführt. Da ich auf diesem Gebiet noch viel Entwicklungspotenzial für HOCHTIEF sah, habe ich mich stark für die Sache eingesetzt. Seit März 2008 bin ich für das Ideenmanagement bei HOCHTIEF verantwortlich.
Was fasziniert Sie an diesem Bereich?
Katzer: Mit Ideenmanagement lässt sich das Prinzip eines mitarbeiterorientierten Führungsstils mit Leben füllen. Ein professionelles Ideenmanagement leistet einen wichtigen Beitrag für eine von persönlichem Engagement geprägte, erfolgreiche Unternehmenskultur.
Was macht einen guten Ideenmanager aus? Welche Fähigkeiten sollte er besitzen?
Katzer: Ein guter Ideenmanager sollte einerseits gut mit dem leitenden Management vernetzt sein und andererseits sich nicht davor scheuen, in den operativen Einheiten und im Dialog mit den Kolleginnen und Kollegen Ideen abzuholen. Er muss ein gutes Gespür für die Arbeitsprozesse im Unternehmen haben und sollte vor allem von der Sache persönlich begeistert sein. Natürlich muss er auch kommunikativ sein und nicht nur im stillen Kämmerlein arbeiten.
In welchen Branchen sehen Sie ein Ideenmanagement für unverzichtbar an?
Katzer: „Unverzichtbar“ ist ein großes Wort. Traditionell ist bei den produzierenden Unternehmen das Ideenmanagement sehr stark ausgeprägt. Dort ist es oft direkt in der Unternehmenskultur verankert und fest in den Arbeitsalltag integriert. Ich denke aber, dass Ideenmanagement auch im administrativen Bereich, in Dienstleistungsunternehmen und im Projektgeschäft sinnvoll ist. Genau das sind die Bereiche, in denen HOCHTIEF unterwegs ist.
Warum ist der Schritt zu einer passenden Software sinnvoll?
Katzer: Die wichtigsten Gründe sind Transparenz und Prozesssicherheit. Ohne Softwareunterstützung ist Transparenz ab einer gewissen Unternehmensgröße und Ideenmenge nicht mehr zu gewährleisten. Über die Software werden die Vorschläge im Unternehmen kommuniziert, jeder Beteiligte kennt zu jeder Zeit den Stand seiner Idee. Hinzu kommt natürlich, dass nur mit einer Spezialsoftware für das Ideenmanagement die gewünschte Prozesssicherheit und Prozesseffizienz sichergestellt werden kann. Auch für das Berichtswesen und Controlling liefert die Software die notwendigen Grundlagen. Ein gutes Handwerkszeug ist die Basis für ein funktionierendes Ideenmanagement.
Was glauben Sie, aus welchem Grund schrecken viele Unternehmen vor einer Investition in eine Ideenmanagement Software zurück?
Katzer: Je nach Unternehmensgröße sind die Kosten für die Implementierung und auch den Betrieb nicht unerheblich. Hinzu kommt, dass mit einer Neuimplementierung ein nicht unerheblicher zeitlicher Aufwand verbunden ist – und auch Risiken. Werden die Funktionalität und die Performance der Software den Erwartungen entsprechen und die veranschlagten Kosten nicht am Ende doch überschritten?
Wir haben jetzt das Implementierungsprojekt mit enobis erfolgreich abgeschlossen, sind im Budget geblieben und die Funktionalitäten entsprechen voll unseren Erwartungen. Allerdings haben wir doch länger gebraucht als erwartet. Das Einbinden der Software in die IT-Infrastruktur von HOCHTIEF erwies sich schwieriger als gedacht – und auch die Übernahme der Altdaten war aufwändiger. Letztendlich muss man auch nach dem go-Live noch Zeit für den „Feinschliff“ der Software einplanen.
Kann in einer wirtschaftlich angespannten Lage auf das Ideenmanagement verzichtet werden?
Katzer: Wir reden beim Ideenmanagement über Mitarbeiterengagement. Besonders in einer angespannten Lage braucht jedes Unternehmen Mitarbeiterengagement.
Immer mehr Städte und Kommunen führen eine Art Ideenmanagement für die Bürger ein. Glauben Sie, diese Entwicklung wird weiter voranschreiten oder hat dieser Ansatz keine Zukunft?
Katzer: Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend noch verstärken wird. Stuttgart 21 hatte in Deutschland einen riesengroßen Einfluss darauf, wie zukünftig mit Großprojekten umgegangen wird. In meiner unmittelbaren Nachbarschaft hat erst kürzlich ein Bürgerentscheid über ein großes Straßenbauprojekt auf dem Gebiet der Stadt Gladbeck stattgefunden. Und vom Bürgerentscheid ist es nicht mehr weit zum Ideenmanagement für Bürger.
Welche Zukunft sehen Sie für das Ideenmanagement? Gibt es noch Aspekte, die verbessert werden könnten? Was könnte den Bereich nochmal revolutionieren?
Katzer: Ideenmanagement ist in jedem Unternehmen unterschiedlich ausgeprägt. Wir stellen uns die Frage, wie das Ideenmanagement noch besser in den Arbeitsalltag integriert werden kann. Unsere Mitarbeiter produzieren jeden Tag Ideen, in den unterschiedlichsten Situationen. Die wenigsten Ideen landen jedoch in unserem Ideenmanagement.
Für mich ist die spannende Herausforderung, wie wir einerseits alle diese Ideen bündeln und anschließend in die jeweiligen Prozesse im Unternehmen bringen können, ohne andererseits einen zu hohen administrativen Aufwand zu betreiben. Darüber hinaus ist es enorm wichtig, nicht zu warten, bis Mitarbeiter Ideen in die Ideenmanagementsoftware eingeben.
Entscheidend ist, dass wir Ideen aktiv bei den Mitarbeitern abholen und sie bei der Formulierung und Umsetzung ihrer Ideen unterstützen.
Kontakt:
Dipl.-Ing., M.E.Sc. Wolfgang Katzer
Projektleiter Innovation Management, Project Manager Innovation Management
Konzernentwicklung / Corporate Development
HOCHTIEF Aktiengesellschaft
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Fax: +49 201 824-92470
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